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Mein Weg mit Kundalini (2)

Aktualisiert: 19. Nov. 2021

Gefühle waren immer mein Kompass Seit ich mich erinnern kann, war ich schon immer ein sehr impulsives, sehr tief fühlendes Kind. Alles nahm ich intensiv auf und transformierte es sofort über Tränen, Lachen, Tanzen und Singen. Ich verarbeitete den Alltag im Spiel mit meinen Puppen und Stofftieren. Ich spielte super gerne mit Spielgeld und kaufte mir die Welt. Im Mensch Ärgere Dich nicht konnte ich mich richtig heftig ärgern, wenn mein Bruder mir immer wieder meine Steinchen vor der Haustür wegputzte - und er genoss es zutiefst. Mein Bruder und ich hatten an sich eine sehr tiefe Verbindung, aber wir durften sie nicht wirklich leben. Den Grund dafür werde ich später beschreiben, denn es hat alles seinen Platz. Jedes Mosaiksteinchen, dass ich von nun an mit jeder Erfahrung fand, gehört an eine bestimmte Stelle eines großen gesamten Bildes. Ayurvedisch gesehen bin ich mit einer Prakriti (natürlich geborener IST-Zustand) im Pitta-Vata Dosha geboren. Das heißt, mein Feuerelement kochte sehr schnell nach oben und ich musste die Gefühle immer sofort ausleben, sonst wären sie auf krankhafte Form hinaus gebracht worden. Das hat sich dann oft mit hohem Fieber und Entzündungen der Atemwege, Mandelentzündungen u.ä. ausgebildet. Dennoch war es mir schon als kleines Mädchen ein Bedürfnis, meine Gefühle ausleben zu dürfen. Ich kann mich noch sehr an eine Szene mit vier Jahren erinnern. Ich bekam die abgetragenen Kleider von einer 2 Jahre älteren Tochter von Muttis Freundin. Die Sachen waren schön und gefielen mir zumeist. Nur ich mochte es nicht, wenn etwas zu eng geknöpft wurde oder ich das Gefühl hatte wie eine Presswurst eingeschnürt zu werden. Meine Mutter hatte sich in eine kleine Jeansjacke mit bestickten Schirmchen und Taillenrüschen verliebt und wenn sie sie zuknöpfte, sah es aus wie ein süßes Ballett-Jeansröckchen. Heute kann ich meine Mutter verstehen, warum sie so entzückt war, damals war ich überhaupt nicht damit einverstanden und blieb trotzig und entrüstet auf der Stelle stehen und weigerte mich weiter zu laufen. Wir waren gerade auf dem Weg zur Bushaltestelle und der Bus sollte kommen, was meine Mutter natürlich sehr nervös machte und meine trotzige Standhaltung mit Heulkrampf machte die Sachlage nicht besser. Und wie es nun mal erziehungstechnisch üblich war in den 1970er, versuchte es meine Mutter mit Androhungen von Schlägen: "Wenn Du nicht sofort aufhörst und mitkommst, dann gibt es eine obendrauf!"

Nun muss man dazu sagen, meine Mutter und mein Vater hatten zwar eine sehr traumatische Kindheit - beide Nachkriegskinder - aber sie haben mich und meinen Bruder nie wirklich geschlagen. Es war die Hilflosigkeit meiner Mutter und das Wissen, dass ich sehr stur da stehen bleiben konnte. Meine Antwort mit vier Jahren war sehr überraschend für meine Mutter und für eine Vierjährige wohl sehr ungewöhnlich. Ich schrie im Heulton: "Lass mich erst mal ausweinen!" Das entwaffnete meine Mutter sofort, kam auf mich zu, putzte mir die Nase, wischte meine Tränen weg, nahm meine Hand und zog mich mehr oder weniger mit sich mit. Natürlich wäre es normal gewesen, wenn eine Mutter ihr Kind einfach in den Arm genommen hätte und heutzutage würde man die Situation auch anders lösen. Aber genau das ist eine Szene, die beschreibt, wie oft und hart ich für meinen Ausdruck der Gefühle kämpfen musste. Die Tränen, die meine Mutter all die Jahre sich verkniffen hatte und noch verkneifen würde, habe ich sozusagen übernommen und geweint. Meine Mutter erzählte mir später, dass sie während der Schwangerschaft wohl viel geweint hätte. Ich war ein 'Unfall' und sollte eigentlich gar nicht mehr geboren werden - doch da hat sich das Göttliche wohl etwas anderes gedacht. Es waren nicht immer meine Gefühle und Tränen, die ich fühlte und weinte. Es war ein Gemisch von allen Gefühlen um mich herum und es ging mir oft so, dass ich viel weinen musste, weil eben in dieser Zeit und Elterngeneration sehr viel Gefühl unterdrückt wurde. Und genau da wurde ich hineingeboren und heute weiß ich, dass ich empathisch (hellfühlig) bin und je älter ich wurde, desto mehr hab ich mich von diesen Energien versucht abzutrennen und alles in einen dunklen Raum gepackt. Erst viel später sollten alle diese Gefühle wieder nach und nach zu mir zurückkommen.


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