Meine Freundin Claudia und die Veden
Ich bin mit einem Nachbarsmädchen aufgewachsen, die meine erste Freundin wurde. Ihr Name war Claudia und ich kann mich noch erinnern, als ich sie zum ersten Mal in ihrem Babybett liegend gesehen habe. Ich war 2 Jahre und dachte: "Das ist meine Freundin Claudia!". Wir wuchsen zusammen mit ihren jüngeren Geschwistern auf - alle waren wir ca. 2 Jahre unterschiedlichen Alters. Es war eine wunderschöne Zeit voller Freude, Spiel und Fantasie. So eine Kindheit zu haben und immer jemanden an der Seite zu wissen, die einfach eine Freundin ist und mich so annahm wie ich war, war ein Geschenk. Darum schmerzte mich ihr früher Tod sehr. Es war der erste wirkliche Todesschock, der mich ereilte. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass sie nicht mehr da war. Sie wurde nicht mal 20 Jahre alt und es wird keinen Moment geben, wo ich nicht voller Liebe und Dankbarkeit an sie zurückdenke. Sogar jetzt kommen die Tränen, wenn ich an sie denke und über sie schreibe. Wir haben zusammen den Führerschein gemacht, die Schulbank dafür gedrückt und die Prüfungen gemeinsam gemeistert. Doch sie hat ihr erstes Jahr mit dem Auto nicht überlebt. Sie starb an den Folgen eines Autounfalls.
Ich war sehr traurig und der Blick auf den Sarg im Grab war für mich ein traumatisches Bild, welches ich sehr lange mit mir herumschleppte. Der Tod war für mich eine Bedrohung, ein Ende von allem. Ich glaubte nicht wirklich daran, dass es ein wirkliches "Danach" gab. Jedenfalls verrieten mir dies meine Träume. Ich hatte seit ihrem Tod fast jede Nacht einen Traum, der mit Claudia zu tun hatte. Die Träume, wo sie plötzlich wieder auftaucht und DA ist und mir sagt, sie wäre doch gar nicht wirklich tot, waren die Träume, die ich am grausamsten fand. Ein Traum ist mir noch sehr in Erinnerung geblieben, weil es das erste Mal war, dass in mir ein dicker Knoten platzte. Ich träumte, dass sie plötzlich wieder vor mir stand und ich war so wütend auf sie, weil sie mir immer wieder vortäuschte im Leben, dass sie nicht da ist und in meinen Träumen einfach auf mich zukommt und mich umarmt und sagt, dass ich mir keine Sorgen machen solle, da sie nicht wirklich gestorben sei. Ich beschimpfte sie als Lügnerin und wurde immer wütender, weil sie nicht aufhörte liebevoll zu lächeln. Ich wachte auf und schrie wie am Spieß. Ich schrie und schrie und schrie. Ich schrie mir alle Trauer, Wut und Frust von der Seele und verfiel dann in ein langes schluchzendes Weinen. Danach ging es mir von Tag zu Tag besser und ich konnte ihren Tod langsam annehmen. Ich fing nach meinem Abitur eine Ausbildung als Kommunikationsfachfrau in einer Werbeagentur in Kassel an und es ging mir soweit ganz gut. Ich wusste mittlerweile, dass es nicht mein Job sein würde und wurde von meinen Kollegen unterstützt, mich für Gesang anzumelden an verschiedenen Universitäten in Deutschland. Meine Chefs ließen mich nach einem halben Jahr aus dem Ausbildungsvertrag gehen und ich konnte mich für die Aufnahmeprüfungen 1,5 Jahre vorbereiten. An meinem letzten Arbeitstag sollte ich für meine Chefin noch was in die Stadt bringen. Sie gab mir ihren Autoschlüssel und ich durfte ihren Wagen benutzen. Ich fand sofort einen Parkplatz in der Stadt, was mich sehr wunderte, denn es war immer schwierig in der Mittagszeit etwas zu finden. Ich ging zu dem Geschäft und übergab das Päckchen. Als ich zum Wagen zurück kam, stand dort ein Mann mit fünf Büchern in der Hand. Er lächelte mich nett an und fragte, ob ich diese Bücher für 50 D-Mark kaufen wolle. Ich fragte ihn, um was es sich da handele. Er sagte, es sind Bücher über Krishna und die Bhagavad Gita. Keine Ahnung, was mich genau dazu bewog diese Bücher zu kaufen, aber ich tat es. Meine Kollegen und Chefs schüttelten ungläubig den Kopf, doch ich spürte, es sollte so sein. Es waren Bücher von Swami Prabhupada und ein Buch interessierte mich sehr, da mich der Titel sofort ansprach: "Im Angesicht des Todes".
Zuhause las ich in den Büchern und ich verstand nicht ein Wort von dem, was dort geschrieben wurde. Ich spürte, es war noch nicht Zeit und darum legte ich sie in meinen Schrank mit dem Wissen, dass sie dort waren und auf mich warteten. Es sollte erst mal einen anderen Weg gegangen werden und ich würde viel später wieder darauf zurückgreifen. Genauer gesagt im Jahr 2007 als ich meine Yogalehrerausbildung begann. Ich las irgendwo, dass es hieß, die Veden würden zu einem kommen - niemals würden wir zu den Veden gelangen ohne wirklich bereit für sie zu sein. Beim nächsten Besuch meiner Eltern ging ich direkt zum Schrank wo die Bücher seit dem lagerten. Ich öffnete die ersten Seiten und las die ersten Worte und etwas in mir öffnete sich und ich bekam Zugang zu den Worten und begann zu verstehen, was mir Claudia all die Zeit in meinen Träumen sagen wollte. Sie ist nicht wirklich tot ... sie IST immer HIER.
Ich versuchte immer wieder einen Song für Claudia zu schreiben, um die Trauer zu verarbeiten. Irgendwann brachte ich etwas zu Papier und einige Jahre später fand sich dann auch die Melodie und Musik dazu -->
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