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AutorenbildSara Devi Yogini YOnline

Mein Weg mit Kundalini (7)

Abtauchen in die menschliche Welt


Die nächsten drei bis vier Jahre auf der Grundschule, im Krankenhaus und Zuhause sollten mich auf die Menschen und ihre Probleme aufmerksam machen. Mittlerweile gewöhnte ich mich an einen gewissen Krankenhausalltag. Ich machte das Beste draus und freundete mich mit verschiedenen Kindern, die mit mir in einem Zimmer lagen, an. Anne, Yvonne, Nathalie und Francesca (Namen geändert) waren mit mir in einem Zimmer. Zuerst kam Yvonne in mein Zimmer. Sie hatte ähnliche Operationen vor sich, wie ich, nur dass ihr gesamtes Bein in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aus der OP kam sie mit großen Schmerzen und weinte die nächsten Nächte über. Dann kamen Nathalie und Francesca mit ins Zimmer und die beiden waren so wundervolle Seelen. Nathalie hatte eine spastische Einschränkung beim Laufen. Sie lief mit den Füßen nach innen und krampfte oft. Auch war sie wohl 'geistig behindert' - ich war mir allerdings nicht sicher, denn in ihrem Wesen war sie so klar und ich vermutete eine kleine Meisterin in ihr ;-) Sie kam immer im Gespann mit Francesca, eine kleine italienische Wucht. Sie hatte soviel Energie und war mit zwei Schienen an den Beinen wohl für immer gebunden. Während also Yvonne mit ihrem Schicksal haderte, machten Nathalie und Francesca einfach fröhlich weiter mit dem Leben. Sie hatten einfach jede Menge Spaß. Sie hatten sich sogar einen Namen auf der Station als 'Clowns Duo' gemacht, was ihnen sehr gefallen hat. Francesca hatte sogar zwei Namen für meinen Opa und meinen Vater. Beide waren bäuchlings etwas breiter ausgestattet. Mein Großvater etwas mehr. Francesca hatte durch ihre italienische Herkunft einen italienischen Dialekt und das 'k' wurde mit 't' ausgetauscht. Wenn ich also Besuch hatte und sie kam ins Zimmer, war die fröhliche Begrüßung: "Hey, Opa ditte Bauch und Papa ditte Bauch." Ihr Lächeln war so offen und so wunderschön hinter ihrer Hornbrille, dass sowohl mein Opa als auch mein Papa innerlich dahin schmolzen. Mit was für wunderbaren Engeln ich doch gesegnet war, diese erste Krankenhausphase zu durchleben. Und es wirkte Wunder bei mir. Ich ließ mich nicht mehr von Yvonne und Anne runterziehen, die durchaus Gründe hatten, ihr Leben zu verfluchen - Anne wurde immer öfters in das Krankenhaus abgeschoben. Sie hatte nur noch ein Bein. Das andere Bein wurde durch einen Autounfall am Oberschenkel abgerissen. Sie kam immer wieder zur Nachsorge, weil sich der 'Stumpf', so wie sie ihn verächtlich nannte, entzündete. Sie hatte viel Wut in sich, das konnte ich spüren und wenn es mal nicht nach ihrer Nase ging, dann konnte sie sehr ätzend zu den Menschen sein. Ich habe sie so angenommen wie sie war und oft war sie eifersüchtig auf andere, wenn sie merkte, dass sie nicht so im Mittelpunkt stand. Ich spürte sehr stark ihre Verletzlichkeit und den Drang nach Aufmerksamkeit. Die Sehnsucht von Herzen geliebt zu werden konnte ich bei ihr sehr stark spüren. In den folgenden 2 bis 3 Jahren bin ich diesen vier Mädchen immer wieder im Krankenhaus begegnet und immer wieder konnten wir uns unser Leben erzählen und wir waren wie eine kleine Krankenhaus Gang. Mit Yvonne hab ich noch nach dem Krankenhaus eine dreijährige Brieffreundschaft gehalten und dann hat sich alles in sich selbst aufgelöst. Mir hat diese Zeit sehr viel gezeigt. In der Schule sorgte ich durch mein Selbstbewusstsein dafür, dass ich nicht gemobbt wurde. Und wenn es geschah, bin ich sofort in die Klärung gegangen und dadurch hat sich Vieles geöffnet und ich konnte sein, wie ich eben momentan sein konnte. Hat mich auch zur "Sozialen Sandra" gemacht, weil ich mich auch für die Mädchen in der Klasse stark gemacht hatte, die vorzüglich gern von den Jungs gemobbt wurden. Mir war das egal. Für mich ging es immer um den Menschen. Ich wusste, jeder Mensch in meinem Umfeld ist mein Lehrer und zeigte mir durch sein Leben die wunderschöne göttliche Vielfalt. DAS war mir schon sehr früh klar. Es versöhnte mich auch ein wenig mit dem Schicksal meines Lebens als Sandra und schob die anfängliche Wut mit vier Monaten etwas zur Seite. Als ich mit der vierten Klasse fertig war, konnte ich auf die Gesamtschule zur fünften Klasse wechseln. Ich hatte es geschafft, nicht sitzen zu bleiben - es sollte mir dennoch in der 11. Klasse geschehen, aber das ist ok und alles was geschah führte mich genau zum JETZT.





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